Bodenarbeit
oder vielmehr: das Zusammensein mit dem Pferd
Wenn ich mit meinen Pferd Romeo Zeit verbringe werde ich häufig gefragt, warum er so fein auf meine Körpersprache reagiert. Die Antwort ist so simpel, wie auch komplex:
"Ich gebe jeder meiner Bewegungen eine Bedeutung"
Wir wuseln im Alltag so viel um unsere Pferde herum, ob beim Putzen, bei der Stallarbeit, oder wenn wir gerade mit jemandem im Gespräch sind. Das Pferd hat gelernt, dass von uns oft keine Signale und dazu auch nicht in deren Sprache aus gehen. Wollen wir dann doch etwas, bedienen wir uns der "menschlichen" Kommunikation indem wir am Führstrick ziehen, oder anderweitig physisch auf das Pferd einwirken. Indem man aber keine Bewegung "umsonst" macht und das Wissen über die natürlichen Bedeutungen hat, entsteht ein neuer Weg des Austauschs: ein Dialog in der selben Sprache.

Das Pferd als Flucht-, Beute- und Herdentier ist sehr visuell geprägt. Ein Schweifschlagen, Hochziehen der Nüster, Bewegen des Ohres, Schütteln oder Schlagen des Kopfes, Zucken von Muskeln, Verschieben des Körperschwerpunktes, Entlasten eines Hinterbeines, Senken des Kopfes - diese subtilen Zeichen reichen im Herdenverband schon aus, um sich mitzuteilen. Große Reaktionen, wie treten oder beißen hingegen, sind bereits Steigerungen. All diese subtilen Gesten müssen im Kontext gesehen werden, da sie durchaus auch andere Bedeutungen haben können.
Sind wir als Mensch in der Lage diese Gesten richtig zu deuten, können wir im nächsten Schritt auch lernen, angemessen zu reagieren. Dafür nutzen wir ebenfalls diese Körpersprache und passen uns den Pferden an. Natürlich sind wir anatomisch ganz anders aufgestellt und können uns nicht dem vollen Repertoire bedienen (das würde auch sehr lustig aussehen!). Dennoch haben wir Möglichkeiten uns mithilfe eines Bodenarbeitsseils über gewisse Gesten verständlich machen, sodass ein Austausch möglich wird. Mit hinzu kommen die Position zum Pferd, Körperhaltung, Körperrotation, der Körperschwerpunkt, sowie das sich Bewusstwerden der eigenen Energie und inneren Bildern.
Der Vorteil bei der Kommunikation ausschließlich über die Körpersprache ist auch, dass die Pferde wirklich hinschauen müssen und so mit ihrer vollen Aufmerksamkeit beim Menschen sind. Wir sind dann bemerkenswert, weil von uns ebenfalls jederzeit Signale ausgehen können.
"Kommunikation ist keine Einbahnstraße."
Pferde haben von Natur aus das Verlangen nach Bestätigung und Zugehörigkeit, um sich in der Herde sicher zu fühlen. Im täglichen Umgang bilden wir nun eine 2er Herde, welche wir im Optimalfall anführen. Wir kennen uns einfach am besten in dieser Welt mit Straßen, Traktoren und Plastiktüten aus. Der Posten fliegt uns aber nicht einfach so zu, nur weil wir ein Halfter und einen Strick zur Hilfe haben. Nein, wir müssen uns diesen verdienen, indem wir für das Pferd angemessen, berechenbar und authentisch reagieren. Auf diesem Weg kann es die nötige Sicherheit entwickeln, um die Aufgabe, das Leben zu sichern, an uns (in großen Teilen) abzugeben. Das Pferd beantwortet diese Frage in jeder Situation erneut für sich selbst - daher ist es wichtig, stets präsent zu sein. Du siehst, als Herdenchef hat man zwar in letzter Instanz das Sagen, damit geht aber auch eine Menge Verantwortung einher.
Was kann darauf folgen?
Nachdem der Grundstein gelegt wurde, stehen euch alle Türen offen:
- Freiarbeit, freies Spiel
- Zirzensik: Spiel & Spaß
- Verladetraining
- Handarbeit an der Trense/Kappzaumarbeit
- gesunderhaltendes Longieren




