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Kristin (27) & Romeo (18), Schwarzwälder Fuchs, seit 9 Jahren an meiner Seite

Das sind wir

Wie kam ich zu den Pferden und letztendlich zu der Art mit ihnen zu sein?

Mit dem Reiten habe ich im Alter von 6 Jahren auf Schulpferden begonnen. Als Kind faszinierte mich glaube ich das wohlige und geborgene Gefühl, das mir Pferde gaben, wenn ich auf ihren Rücken saß. So groß und trotzdem sanft, elegant und wunderschön anzusehen, wenn sie sich bewegten. 

Die Realität der Reitschule kam allerdings nicht mit dem überein. Abseits der Reitstunden war es kaum möglich mit ihnen in Kontakt zu kommen, da ich sie oft bereits gesattelt und getrenst aus der vorherigen Stunde übernommen habe. Je nach Pony war das Vorbereiten zur Reitstunde auch eine Tortour, denn diese haben oft ein klares Abwehrverhalten gezeigt. Als Kind konnte ich leider noch nicht abschätzen, dass vieles durch Schmerzen von unpassendem Equipment, schlechter Reiterei und nicht artgerechter Haltung ausgelöst wurde. Uns wurde dort immer wieder gesagt, dass man sich durchsetzen muss, wenn das Pony nicht mitmacht - es würde einen nur testen. Es blieb also nichts, als dem zu glauben, auch wenn mein Bauchgefühl sich eigentlich dagegen stellte und ich den Ponys gegenüber nie so aufgetreten bin, wie es von mir verlangt wurde. Wie kann sich etwas so gut und gleichzeitig so schlecht anfühlen? Je älter ich wurde, umso verkehrter kam mir die Welt vor, in der Pferde aus der menschlichen Verzweiflung heraus geschlagen, gedemütigt und deren Bedürfnisse ignoriert wurden. Mit der Zeit machte das Reiten kaum noch Freude, dennoch wollte ich den Kontakt nicht aufgeben, da mir die wenigen ruhigen Momente mit den Pferden so viel bedeuteten.

Mein Lieblings-Schulpferd, als sie im Sommer mal auf die Wiese durfte.

Wer mit Pferden zutun haben möchte, der muss auch reiten, oder? 

Mit 15 Jahren kam ich endlich zu meiner ersten Reitbeteiligung. Es war für mich so eine Erleichterung, nicht mehr diese Art von Leid aus dem Schulbetrieb sehen und fühlen zu müssen - dafür wurde ich an diesem Stall mit anderen Formen konfrontiert. Nun aber mit dem Unterschied, dass ich dort mein eigenes Ding machen konnte, sodass ich z. B. das freie Reiten am Halsring ausprobieren konnte! Ich erntete ein paar schiefe Blicke und schräge Kommentare "was ich mit dem Lasso tun würde" (ja, der Halsring war damals aus Rohhaut :D), doch mit dem einzigen Haflinger an einem Sportpferdestall, konnte ich ja ruhig das Cliche bedienen.

Nach einer Weile wurde altersbedinge Arthrose festgestellt, sodass fortan kein Reiten mehr möglich war. Einerseits traurig, weil ihm die Arthrose natürlich zunehmend zu schaffen machte, andererseits eröffnete sich für uns nun das Feld der Bodenarbeit. 

Damals nahm ich alle Inspiration von Pferdemessen und den ersten bekannten Pferdeleuten im Internet. Ich brachte ihm das Kompliment, Hinlegen und den spanischen Gruß nach dem Motto "learning by doing" bei. Alles nicht sicher abrufbar und ohne wirkliches Vertrauen zu einander - er vertraute sich selbst und entschied für sich selbst - dennoch machte es uns Spaß und brachte uns eine neue Ebene des Zusammenseins!

Dann kam Romeo - er veränderte vieles nachhaltig, stellte mich vor neue Aufgaben und öffnete Türen.

Durch einen Umzug wurde schließlich Romeo, ein damals 10-jähriger Schwarzwälder Fuchs, im Jahr 2015 meine neue Reitbeteiligung. Mir wurde gesagt, dass er "nicht ganz so einfach im Umgang" sei, aber ich nahm die Aufgabe motiviert und positiv gestimmt an - little did I know...!

Es folgten Wochen voller Verzweiflung und oft auch einer guten Portion Angst, denn er ging konsequent seinen eigenen Plänen nach - das hatte der Satz zu Beginn also zu bedeuten! Grundsätzlich führte er ein schönes, artgerechtes Leben in der Herde, hatte Auslauf, gutes Essen und war rundum versorgt. Er sah aber einfach keinen Sinn und Mehrwert für sich selbst im Zusammensein mit dem Menschen: von der Herde und dem Essen getrennt werden, eine ganze Weile still stehen, um dann im Kreis laufen zu müssen...und das für irgendeine dahergelaufene Person. Es bereitete ihm wirklich große Probleme ohne andere Pferde in Sichtweite entspannt zu bleiben. In sich und für sich sicher zu sein, oder gar dies beim Menschen zu suchen. Er wurde hysterisch, schrie den Hof zusammen und rempelte gegen mich. An der Longe riss er sich los und das Holen und Wegbringen zur Wiese war auch ein Drahtseilakt. Ich hatte damals einfach keine Relevanz für ihn und er tat das, was als Herdentier Sinn macht: Zu seinen Freunden zurück wollen, wenn der Zweibeiner neben einem nicht kompetent genug ist. Es brauchte eine Weile und viele gute Erlebnisse, bis wir uns zunehmend an einander gewöhnten. Von echter Kommunikation im Einverständnis konnte man damals noch längst nicht reden, es waren viel mehr Kompromisse. Aber durch die Routine festigte sich zumindest eine Basis, die weitaus weniger stressig und gefährlich für uns war.

Nach einem Stallwechsel erhielten wir in den folgenden 3 Jahren die Möglichkeit wöchentlich bei Bettina Bunne (www.intuition-pferd.de) Unterricht in der Bodenarbeit zu erhalten. Ich wusste damals ehrlich gesagt gar nicht darüber Bescheid, was und wie sie unterrichtet - ich habe mich einfach drauf eingelassen. Nachdem Bettina in diversen "Schlittenfahrten" durch die Halle und Stallgasse mit Romeo einiges ausdiskutiert hatte, durften wir selbst ran und lernten so unfassbar viel! Nach einer Weile ist mir erst so richtig bewusst geworden, wie wertvoll dieses Wissen eigentlich ist, denn ich war nun nicht nur in der Lage mit Romeo sicher von A nach B zu kommen, ihn entspannt zu putzen und alleine im Wald spazieren zu gehen, sondern wir bauten langsam ein unsichtbares Band aus (Ein-)Verständnis und Gemeinschaft auf, was nach und nach das physische Band aus Halfter und Strick unwichtiger machte. Im Vordergrund stehen Empathie, Achtsamkeit und Verlässlichkeit, in jeglichen Situationen, dazu gehört auch das sofortige Einfordern von Grenzen, was für mich eine große Aufgabe war. In der Summe führte dies aber zu dem Halt, den er benötigte. Er hat gelernt, nicht sofort sauer zu werden und gegen einen zu gehen, sondern bei Frust über "Neins" unsererseits auszuharren und seine Muster und Haltungen zu hinterfragen. "Vielleicht profitiere ich ja von der Gemeinschaft mit dem Menschen?" Und so war es. Die aufgeschlossene, wissbegierige und emotionale Seite kam zum Vorschein und machte echte Verbindung möglich.

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2019 ging mein Kindheitstraum in Erfüllung: Romeo wurde mein erstes eigenes Pferd.

Dies eröffnete uns die Möglichkeit noch so viel mehr Zeit mit einander zu verbringen und Dinge zu unternehmen, die sonst nicht möglich gewesen wären. Es ist Wachstum auf allen Ebenen. Unsere Trainerin Bettina machte sich bald darauf mit ihrer Firma Intuition Pferd in Vollzeit selbstständig und ich erhielt die wunderbare Möglichkeit durch meine weitere Passion, die Fotografie, bei Trainingseinheiten mit ihren eigenen Pferden, Unterricht und Kursen, dabei sein zu dürfen und konnte so auch anhand von anderen Pferdetypen weiter dazu lernen. Dies eröffnete einen weiteren neuen und entscheidenden Horizont, denn zeitgleich kamen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis Anfragen, ob ich ihnen nicht auch ein wenig in der Bodenarbeit helfen könnte. Sie schauen Romeo und mir so gerne zu und würden gerne auch eine engere Beziehung zu ihrem Pferd aufbauen. Ich war wahnsinnig stolz und ließ mich ganz ohne Druck darauf ein. Das Unterrichten brachte mir so viel Freude und die Rückmeldungen bestätigten mich in meinem Tun, sodass ich die Tätigkeit 2020 mit ins Kleingewerbe nahm und mein erstes kleines Geld mit meinem Hobby verdiente! Ein wahnsinnig erfüllendes Gefühl!

Neben den Pferd-Mensch-Paaren, bei denen es "nur" darum geht das Zusammensein noch harmonischer, tiefer und spaßiger zu gestalten, kamen auch die ersten Anfragen mit einer konkreten Problemstellung. In den allermeisten Fällen liegt das Problem darin, dass sich der Mensch seiner eigenen und der Körpersprache seines Pferdes nicht bewusst ist. Aus subtilen Versuchen der Kommunikation seitens des Pferdes, welche erstmal als kleine "Unarten" abgetan werden, entsteht in letzter Instanz oft ein Schnappen und Rempeln, aber auch ein Steigen, Ziehen oder Losreißen. Ist es bis dahin gekommen, hat sich meist schon eine gute Portion Frust und Hilflosigkeit, bei bestimmten Pferden auch Ego und Überwasser, gesammelt. Diese Gruppe an Pferden trägt dies ins Außen und wird so zumindest vom Menschen gehört, wobei der Alltag dann wirklich "unschön" wird. Die andere Gruppe resigniert, macht es mit sich aus, verliert zunehmend an Ausstrahlung und wird immer stiller. 
Natürlich gibt es auch gerettete bzw. übernommene Pferde, welche vorher den Menschen als unberechenbar und grausam kennengelernt haben und nun jeden Grund haben gegen Menschen zu gehen, damit ihnen das vorherige nicht noch einmal passiert. Hier ist noch mehr Fingerspitzengefühl gefragt, um die Geschichte angemessen mit dem Pferd aufarbeiten zu können, das Bild des Menschen umzuformen, dabei aber nicht "platt gemacht" zu werden. 

Mein Ziel ist es, die Pferde in ihre persönliche Mitte zu bringen. Ihnen einen Weg zu geben, sich zu äußern und vor allem die Sicherheit, auch verstanden zu werden.

 

Dies bedeutet in großen Teilen Arbeit an und mit dem Menschen, der in die natürliche Herdenkommunikation der Pferde lernt einzutauchen. Auf diese Weise entsteht nach und nach ein Austausch in beide Richtungen und eröffnet wundervolle Möglichkeiten des Zusammenseins. Ganz individuell, denn nicht nur Pferde bringen ihren Charakter und ihre Geschichte mit, die Menschen tun es ja auch. Jedes Paar ist dadurch individuell zu betrachten, was mich selbst immer wieder vor neue Aufgaben stellt und die Möglichkeit zum Wachsen bringt.

 

Romeo und ich haben von Bettinas Unterricht so sehr profitiert - auf jeglichen Ebenen - sodass ich das Wissen und die Faszination über diese Art mit Pferden zu sein gerne ebenfalls weiter geben möchte. So here I am! 

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